Vor 80 Jahren:
Eröffnung des MW-Großrundfunksenders Leipzig
Am 28. Oktober 2012
jährte sich zum 80. Mal die feierliche Inbetriebnahme des
"Großrundfunk-senders Leipzig" in Wiederau bei Leipzig.
Die Firma C. LORENZ A.G. hatte
ihn im Auftrag der Reichspost auf der Pegauer Elsterniederung,
unmittelbar neben dem Dorf Wiederau, errichtet. Er war mit einer
Leistung von 120 kW der damals stärkste Mittelwellensender
Deutschlands und verbreitete das Programm der "Mitteldeutschen
Rundfunk A.-G.". Seine beiden 125 m hohen Türme aus
amerikanischem Pechkiefernholz als Träger der Vertikalantenne
waren bis 1935 ein weithin sichtbares Wahrzeichen der neuen
Sendetechnik.
Die "Mitteldeutsche
Rundfunk A.-G.", kurz Mirag genannt, hatte am 1.
März 1924 zunächst mit einem provisorischen 250-W-Sender im
Johannishospital ihre Sendungen begonnen. Die erste Verbesserung
der zunächst geringen Reichweite gelang 1926 durch einen
4-kW-Sender auf dem Leipziger "Ausstellungsgelände"
(heute "Alte Messe"), wozu zwei Stahltürme errichtet
wurden. Als jedoch Anfang der 1930er Jahre in den benachbarten
euro-päischen Ländern Großsender mit weit über 10 kW Leistung
gebaut wurden, war es für Deutschland höchste Zeit, aufzuholen
und neue, stärkere Sender zu bauen.
Für den geplanten Sender der mitteldeutschen
Rundfunkgesellschaft war im Luzerner Wellenplan
eine Leistung von
120 kW festgelegt worden.
Begeisterte Zuschriften
zeugen von der Leistung des neuen Senders:
"Ich
möchte Ihnen mitteilen, dass ich hier in etwa 30 km Entfernung
die Darbietungen des neuen Großsenders mit einem 1-Mark-Detektor
ausgezeichnet empfangen kann. Die Lautstärke und die Reinheit
sind so gut, dass auch das Anbringen mehrerer Kopfhörer den
Empfang nicht beeinträchtigt.
(Die Länge der Hochantenne beträgt 15 m.)" schrieb ein Hörer aus Halle kurz nach der Eröffnung.
(Die Länge der Hochantenne beträgt 15 m.)" schrieb ein Hörer aus Halle kurz nach der Eröffnung.
"Nur für starke Nerven! Antennenturmbau beim Mitteldeutschen Großsender in Wiederau"
Antennen-Abstimmhaus von 1936 (noch vorhanden)
Bereits nach 3 Jahren wurde der Sender modernisiert
- durch den Einbau von zwei wassergekühlten 300-kW-Röhren für
die Endstufe sowie durch den Aufbau einer neuen 150 m hohen
Einmast-Antenne, durch die der nahschwundfreie Bereich auf einen
Umkreis von etwa 100 bis 130 km vergrößert wurde.
Die zwei Holztürme von 1932 wurden 1935 abgebaut, der dritte Turm 1953 gesprengt.
Die zwei Holztürme von 1932 wurden 1935 abgebaut, der dritte Turm 1953 gesprengt.
Nachtrag:
Im Juni 2013 ist der traditionsreiche
100-kW-Mittelwellen-Großsender Leipzig auf 783 kHz schon
Vergangenheit, denn er wurde, wie auch die MW-Sender in
Dresden/Wilsdruff (1044 kHz) und Reichenbach/Oberlausitz (1188
kHz), am 6. Mai um 11:30 Uhr (Dresden 11:37 Uhr) endgültig
abgeschaltet. Bereits am Morgen des 30. April war die Übertragung
des Programms MDR INFO beendet worden, stattdessen ließ der MDR
bis zum Schluß ununterbrochen eine Absage-Schleife laufen, mit
der die Hörer von dem Ende der Abstrahlung auf Mittelwelle
informiert wurden und die gleichzeitig den "Umstieg auf
Digital-Radio" empfahl. Die weiterhin bestehende
Empfangsmöglichkeit von MDR INFO über UKW wurde an dieser Stelle
leider nicht erwähnt!
So endete auch im näheren Umkreis des Leipziger/Wiederauer Senders die Möglichkeit eines lautstarken Detektor-Empfangs. Es war nicht schwierig, die Absage-Schleife mit einem Kristall-Detektor-Empfänger direkt und digital aufzunehmen - von den auf diese Weise konservierten dokumentarischen Tönen des Wiederauer MW-Senders können Sie die letzten 114 Sekunden hier hören. Überraschend waren die sehr tiefen Töne in der unterlegten Musik, die man allerdings mit kleinen AM-Geräten nicht wahrnehmen konnte. Hören Sie doch mal diese Töne über eine Hi-Fi-Anlage! Das, was nach dem Verschwinden des 783-kHz-Trägers kurz nach 11:30 Uhr beim Leipziger Detektor noch "in der Luft" blieb, war, wenn auch nur ganz leise, die Nachrichtensendung des DLF auf 756 kHz...
So endete auch im näheren Umkreis des Leipziger/Wiederauer Senders die Möglichkeit eines lautstarken Detektor-Empfangs. Es war nicht schwierig, die Absage-Schleife mit einem Kristall-Detektor-Empfänger direkt und digital aufzunehmen - von den auf diese Weise konservierten dokumentarischen Tönen des Wiederauer MW-Senders können Sie die letzten 114 Sekunden hier hören. Überraschend waren die sehr tiefen Töne in der unterlegten Musik, die man allerdings mit kleinen AM-Geräten nicht wahrnehmen konnte. Hören Sie doch mal diese Töne über eine Hi-Fi-Anlage! Das, was nach dem Verschwinden des 783-kHz-Trägers kurz nach 11:30 Uhr beim Leipziger Detektor noch "in der Luft" blieb, war, wenn auch nur ganz leise, die Nachrichtensendung des DLF auf 756 kHz...
Der Geschichte der Leipziger
Rundfunksender von 1924 bis zum "Wiederau-Ende" widmet
sich ein ausführlicher, reich illustrierter Aufsatz in der
FUNKGESCHICHTE, dem Organ der ►GFGF
e.V., im Heft 209 vom Juni 2013: "Leipziger
Mittelwelle schweigt für immer" von Wolfgang
Eckardt, Jena, und Hagen Pfau, Leipzig. Weitere Einzelheiten und
Fotos vom Großsender Leipzig/Wiederau finden Sie auch in dem Buch
►"Radio-Geschichte(n)".
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